Hundertwasser - Performance Dinner

Bunt und österreichisch ging es am vergangenen Wochenende in der Stadtgalerie in Bad Soden zu. Das Werk Hundertwassers stand Pate für diesen Abend und ich begrüßte eine hungrige und wissbegierige Gruppe in den Ausstellungsräumen.

 

Der 1928 geborene Friedrich Stowasser wuchs ohne Vater auf. Seine Mutter förderte ihn schon früh und schaffte es, nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs ihr Judentum weitestgehend zu verheimlichen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, seine Popularität auszubauen, erkannte er sehr schnell, dass er einen Weg finden musste, dass auch nicht so betuchte Bürger seine Werke erstehen konnten. Dies schaffte er durch Einführung der Druckgrafik in sein Werk. Das Besondere war aber, dass er bei allen Prozessen beteiligt sein wollte. 1949 änderte er dann seinen Namen in das heute weltweit bekannte Hundertwasser um. Bald schon verwoben sich seine Interessen zu einer der spannendsten Künstlerbiografien – die Malerei, in die er auch so exotische Materialien wie Termitenhügelerde einarbeitete; die Grafiken, bei denen er mit „Fehlern“ spielte, diese akzeptierte und dadurch ganz besondere Blätter hervorbrachte (z. B. das umgeschüttete Tintenfass und der daraus resultierende Fleck, dem er Spinnenbeinchen hinzufügte und dann so auf den Markt gab); die Architektur ohne Ecken; und sein grünes politisches Engagement. Zeitlebens schaffte er es mit seinem unverkennbaren Stil, von der Kunst zu leben, aber auch vom Kunstbetrieb anerkannt zu werden. So zeigte er beispielsweise Werke auf der Venedig-Biennale und der documenta III in Kassel.

Ich ließ mich von der Herkunft, den Farben, den Zwiebeltürmen und Spiralen inspirieren und entwickelte einen Abend, der vom Essen her genauso österreichisch wie asiatisch daherkam (der Künstler war kurze Zeit mit einer Asiatin verheiratet). Hundertwasser sprach immer davon, dass der Mensch drei Häute habe: Unsere eigentliche Haut, unsere Kleidung und die Architektur, in der wir wohnen. Mit diesem Hintergedanken bereitete ich gepuffte Schweineschwarte zu, die auf einem asiatisch angemachten Zwiebelsalat serviert wurde und mit der man gut den Alkohol aus dem Begrüßungscocktail aufsaugen konnte. Es gab nämlich einen sehr süffigen Apfelweincocktail mit Apfellikör, Calvados und Cranberrysaft.

Weiter ging es mit den Spiralen, die immer wieder im Werk des Künstlers auftauchen und für ihn das Innen und Außen symbolisieren. Hier ging es deftiger zu und die Palatschinkenröllchen mit Räucherforellenmousse und Kaviar schmeckten den Gästen sehr.

Da der Künstler ein wasserliebender Mensch war und das Wort ja schon in seinem selbstgewählten Namen vorkommt, blieben wir bei einem weiteren Gang aus dem Wasserreich. Garnelen gesellten sich auf einer dick eingekochten Tomatensauce zu erdiger Anchochili.

Das süße Finale bestand aus einer Rosenkomposition. An ein Siruptörtchen mit Pistazien und Gries schmiegten sich kandierte Rosenblätter und eine Creme mit Rosengelee und -wasser. Dieser Gang basierte auf dem Blumenstillleben eines unbekannten Künstlers aus der Biedermeierzeit.

Das Dessert kam wieder auf die Zwiebeltürme zurück. Zu einem Baiser mit Vanillejoghurt und Physalis stellte ich „Homo Humus“ vor. Auch von diesem Werk gab es eine riesige Auflage von 10.002 Blättern, die aber unterschiedlich gestaltet wurden.

Als Betthupferl gab es dann einen Trüffel, angelehnt an eine Sachertorte mit viel Aprikosenmarmelade, Obstler und Schokolade.

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