When Annie Met Beth - Performance Dinner

Szene aus dem Bühnenstück "Dirty Sexecology", Wien 2010
Szene aus dem Bühnenstück "Dirty Sexecology", Wien 2010

Seit Eröffnung der „37“ habe ich die Chance, vermehrt Themen zu bearbeiten, die mir selbst besonders am Herzen liegen. So auch am vergangenen Samstag, als sich 16 Teilnehmer zu einem Performance Dinner trafen, das Bezug auf das performative Werk der amerikanischen Künstlerinnen Beth Stephens und Annie Sprinkle nahm.

Bereits zu meinen Studienzeiten in London hatte ich mich mit den Arbeiten Sprinkles beschäftigt und auch an mehreren Symposien teilgenommen, um die Künstlerin persönlich kennenzulernen. Sogar meine Abschlussarbeit verfasste ich dann über ihr „Public Cervix Announcement“.

Ihre Themen ließen mich auch nach Studienende nicht los. So nahm ich an einem Performance Festival in Bern teil, bei dem ikonischen Performances die Neuinterpretationen jüngerer Künstler gegenübergestellt wurden. Hier konnte ich erstmals ein Interview mit den beiden Künstlerinnen führen, das ursprünglich als Projekt in mein Masterstudium hätte einfließen sollen. Leider war ich mit dem Resultat unzufrieden – nicht wegen des Interviews an sich, sondern aufgrund meiner Euphorie Beth und Annie gegenüber, die kritisches Nachhaken vermissen ließ. Anstelle der zunächst vorgesehenen Präsentation des Videos lud ich meine Tutorengruppe zu einem Abendessen ein, wobei Speisen und Ablauf des Dinners Beth und Annie gewidmet waren. So entstand die Urform des Performance Dinners.

Nachdem ich in den Folgejahren diverse Male mit den Performancekünstlerinnen auf der Bühne gestanden hatte (von der Teilnahme am Bühnenstück „Dirty Sexecology“ in Wien zu Partizipationen bei den Blue Weddings to the Sea and Sky in Oxford und Venedig), lud ich am 16. Juni 2018 nun nach Gießen ein, um meinen Gästen das Werk Beths und Annies vor Ort näher zu bringen.

Hier nun die Beschreibung des Menüs:

Startschuss war der Cocktail „White Goddess“ basierend auf einer „White Lady“, aber in diesem Fall mit Gin, Limoncello (anstelle von Cointreau), Holunderblütensirup, Zitronensaft und einem mit Lavendel und Beeren bestückten Eiswürfel. Dazu reichten wir ein brasilianisches Käsebrot, das in seiner Form den Brüsten Annies huldigte und mit Karottencreme und Ranchdressing serviert wurde.

 

Gruß aus der Küche war ein Rote-Bete-Baiser auf Hummus. Auch hier war schnell zu erkennen, dass sich die voluminösen Brüste Annies nicht nur auf den Fotos an der Wand, sondern eben auch in der Form der Speisen widerspiegelten.

Der erste Gang bestand aus einem aphrodisierenden Salat mit gegrillter Feige, Feta, Avocado und Granatapfel. Sommerlich frisch gab es hierzu einen Sauvignon. 

Weiter ging es mit einem asiatischen Thunfischtatar im Radicchioblatt. Inspiration für diesen Gang war ein Abendessen mit den beiden Künstlerinnen nach einer gemeinsamen Performance in Venedig. Damals saßen wir in einer Pizzeria und ich bestellte eine Pizza Tonno. Beths Kommentar „oh, the chicken of the sea“ ist bis heute hängengeblieben. Die leichte Kritik an meiner Speisenwahl wurde wieder wettgemacht, indem Beth sich fleißig an der Pizza bediente.

Als Hauptgang wurde es erdverbunden deftig. Ein in Olivenöl pochierter Schweinebraten mit Spargel und kleinen Knödeln aus Brennnessel und Giersch sollte an die Hochzeiten an die Erde erinnern, aber auch an unsere gemeinsame Zeit in Wien. Denn wer dort keine Knödel isst, ist selbst dran schuld.

Als Dessert gab es dann ein Eiscremetörtchen mit gebackener Aprikose und selbstgebackenen Amarettini auf einem Sauerkirsch-Amarena-Saucenspiegel. Auch diese Zusammenstellung erinnerte mich an Wien. Dort war den Zuschauern bei dem Stück „Dirty Sexecology“ ein kleines Stoffsäckchen ausgehändigt worden, das sie an entscheidender Stelle auspacken durften. Da fanden sich u. a. Lavendel (der bereits im Aperitif vorkam) und eine Trockenaprikose, die nun im Eis verarbeitet wurde.

Das Betthupferl kam diesmal leicht und süß daher: Eine Erdbeere, mit einer Hülle aus weißer Schokolade, Matcha und Kokosöl, schloss den Abend ab.

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